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Rimini Malatesti in Rimini

 

 

 

 

 

     
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Castel Sismondo, eine Stadt für den Hof

Rinnini
Castel Sismondo
piazza Malatesta, 28 Tel. 054129192 (Fondazione Carim)
www.fondcarim.it fondcarim@iol.it

Während des Jahres gibt es im Kastell Ausstellungen von nationalem Niveau.

Von dem großen malatestianischen Haus, das im 13. Jh. nahe dem "Del Gattolo"-Tor erbaut worden ist, verblieb nichts als wenige und unsichere, ins Kastell einverleibte Spuren; von dem Kastell hingegen, das im 15. Jh. Sigismondo Pandolfo Malatesta erbauen ließ, hat nur der zentrale Kern überlebt.

Sein gegenwärtiger Zustand ist - mehr als den beträchtlichen, im 17. Jh. erlittenen Umbauten (mit denen es an eine moderne Festung ange-passt werden sollte) und den Bombardierungen im letzten Krieg - den de-saströsen Schleifungen des 19. Jhs. geschuldet, die zur Beseitigung einiger seiner Teile führten, vor allem zur Zerstörung des Mauergürtels und der äußeren Bollwerke sowie zum Zuschütten der Gräben.

Sigismondo begann mit dem Bau am 20. März 1437, dem vorletzten Mittwoch der Fastenzeit, um 18.48 Uhr: Tag, Stunde und Minute waren wahrscheinlich mit Hilfe der Hofastrologen festgelegt worden.

Und er proklamierte die Fertigstellung offiziell im Jahre 1446; dies war für ihn ein besonders glückliches Jahr: aber in Wirklichkeit wurde hier auch 1454 noch gearbeitet, und es kann sein, dass man niemals dem ursprünglichen Projekt entsprechend fertig wurde, das - wie einige zeitgenössische Bilder uns zeigen - noch eine große, alles überragende Zitadelle vorsah.

Zu jener Zeit, 1437, erfreute sich die malatestianische Signoria eines beachtlichen wirtschaftlichen Wohlergehens und der knapp zwanzigjährige Sigismondo, der aber schon seit drei Jahren Gonfaloniere der Kirche war, einer großen persönlichen Berühmtheit als Söldnerführer (was glänzende Einnahmen mit sich brachte).

Das Kastell war gleichermaßen als Schloss und Festung konzipiert worden, als würdiger Sitz des Hofes und der Garnison, als Zeichen der Macht und Oberhoheit über die Stadt. Um es zu erbauen und mit einem Respekt heischenden Gürtel zu umgeben, wurde ein ganzes, eng bebautes Viertel niedergerissen, das große Gebäude und Wohnhäuser, aber auch den Bischofssitz, ein Kloster und das Baptisterium der nahe gelegenen Kathedrale umfasste.

Als Architekt des Ganzen wurde von den Schriftstellern des Hofes Sigismondo selbst gerühmt, der sich tatsächlich ja auch auf den großen, marmornen, ins Bauwerk eingemauerten Epigraphen die Vaterschaft zuschreibt. Wenn man mit "Architekt" Inspirator, Ideengeber, Koordinator meint, das heißt einen Auftraggeber mit sehr präzisen Ansprüchen und Ideen, dann können wir diese "Zuschreibung" durchaus akzeptieren: die herausragende Begabung Sigismonaos für die Kriegskunst und seine Erfahrung als Heerführer sind ja bekannt.

Allerdings hat er sich der Arbeit verschiedener Kenner und Spezialisten bedienen müssen; wir wissen von einer wichtigen Beratung gleich nach der Arbeitsaufnahme durch Filippo Brunelleschi, der 1438 ein paar Monate in Rimini war und eine ganze Reihe von Inspektionen bei den malatestianischen Hauptbefestigungsanlagen in der Romagna und den Marken erledigte.

Selbst heute noch geht von dem Bauwerk eine beachtliche Faszination aus: mit seinen dicken quadratischen Türmen und den mächtigen geböschten Mauern, deren ursprüngliche Wirkung, als sie sich vom Grund der Gräben her erhoben, wirklich außergewöhnlich gewesen sein muss; Roberto Valturio vergleicht sie, was ihre Neigung und Großartigkeit angeht, nicht zu Unrecht mit Pyramiden.

Den Eingang zur Stadt, dem ein Erdwall und ein doppeltes Außenwerk mit Zugbrücken über die Gräben vorgelagert war, schmückt auch jetzt noch ein Wappen; es besteht aus dem klassischen Schild mit karierten Balken unter einem Elefantenkopf-Helmschmuck, der von einer vierblättrigen Rose überkrönt und flankiert wird: es handelt sich um ein pisanellianisch inspiriertes Relief von guter Qualität, das, wie die gotisch anklingenden Kadenzen der Darstellung bezeigen, ein wahrscheinlich venetischer Künstler gemeißelt hat.

Links und rechts vom Wappen steht mit hohen und pittoresken gotischen Kleinbuchstaben "Sigismondo Pandolfo" geschrieben. Zwischen dem Wappen und dem marmornen Portal befindet sich eines der dem Kastell gewidmeten Epigraphen.

Der im Lapidaistil gemeißelte feierliche lateinische Text (eines der ersten Beispiele für die Wiedergeburt der klassischen Schrift) besagt, das Sigismondo dieses Gebäude 1446 zum Schmuck der Rimineser von Grund auf errichtet hat und festlegte, dass man es mit seinem Namen nenne: Castel Sismondo.

Es war schon ein erstaunlich starkes Stück Sigismondos, dieses Bauwerk ari-minensium decus zu nennen, genügt doch schon ein bloß flüchtiger Blick auf die Anlage seiner Türme, die alle gegen die Stadt gerichtet sind, um zu begreifen, dass es eher konzipiert worden ist, um den Signore gegen eventuelle Revolten der Rimineser zu verteidigen: als ob die wenigen erinnerten Umsturzversuche der Vergangenheit in der Bewertung des Signore so sehr viel mehr wiegen würden, als die seitens äußerer Feinde drohenden Gefahren.

Auch wenn man sich das in jener Zeit übliche Konzept der Identifikation der Stadt und des Staates mit der Signoria vergegenwärtigt, muss Castel Sismondo wirklich als Symbol und Verteidigungsanlage der persönlichen Macht des Signore angesehen werden; gewiss nicht als Symbol und Verteidigungsanlage der Stadt und des Staates.

In diesem über alles geliebten Kastell ist Sigismondo am 9. Oktober 1468 gestorben. Wir wissen nicht, ab wann er begonnen hat, ständig hier zu residieren, vielleicht schon um 1446. Gewiss ziemlich früh haben sich seine Kanzlei und seine Garde hier angesiedelt, und sofort ist es zum Ort der Zeremonien und offiziellen Empfänge geworden: es hat sich sofort in eine exklusive Stadt des Hofes verwandelt, die seinerzeit an Dichtern, Musikern, Literaten, Gelehrten, Malern, Medaillenprägern, Bildhauern und Architekten, die aus allen Teilen Italiens kamen, reich war.

Eine kleine, künstliche und kosmopolitische Stadt mit nur wenigen Verbindungen zur realen, die sich dort jenseits der Mauern und Gräben zwischen dem Marecchia und dem Meer ausbreitete und sich mit tausend Problemen herumschlug.