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Prominente in Italien - Grazia Deledda

 

 

 

 

 

               
Prominente in Italien
  Grazia Deledda  
  27.9. 1875 - 15. 8. 1936  

 

„Der große, schwerfällige Knecht richtete das Essen; mit seinen gewaltigen Fingern brach er die Knochen des Bratens, schob das Brett mit dem Fleisch vor Marianna hin und sagte mit feierlicher Stimme: ,Gib Salz daran!'

Grazia Deledda

Und mit denselben feinen Bewegungen, mit denen sie die Lorbeerblätter gereicht hatte, streute sie nachdenklich das Salz über das duftende Mahl. Sie aßen schweigend. Der rote Mond erschien wie ein ruhiges Feuer zwischen den dunklen Eichen . . ."

Immer wieder klingt im Werk dieser Dichterin die großartige, herbe Natur ihrer sardischen Bergheimat mit der stolzen Eigenart ihrer Menschen zusammen, deren Heftigkeit und hohes ethisches Bewußtsein, deren Leidenschaft und innige Frömmigkeit Grazia Deledda in ihren Romanen und Erzählungen darstellt.

Ihr Elternhaus stand in Nuoro, dem Hauptort der Barbagia, die das wildeste Gebiet Sardiniens ist — ein Zentrum des berüchtigten Banditenunwesens, woran noch heute der mächtige Gefängnisbau vor den Mauern Nuoros erinnert.

In dieser Landschaft wuchs Grazia heran, der Landessitte entsprechend ohne abgeschlossene Schulbildung, was sie jedoch durch eifriges Selbststudium wettmachte.

Als Zweiundzwanzigjährige heiratete sie und übersiedelte mit ihrem Manne nach Rom, das ihr zur zweiten Heimat wurde. Hier erschienen auch ihre ersten Romane; sie wurden mit Beifall aufgenommen, und der Erfolg ermutigte Grazia zu weiterem Schaffen.

Der Literatur-Nobelpreis des Jahres 1926 war die höchste äußere Anerkennung ihres imposanten literarischen Gesamtwerkes. In der Ära Mussolini stellte die Dichterin ihren Ruhm und ihre Begabung allzu willfährig in den Dienst der faschistischen Machthaber, so daß — ähnlich wie im Falle Hamsun — ihr Werk nach dem Ende des zweiten Weltkrieges eine Zeitlang bewußt vergessen wurde und erst in neuester Zeit wieder mit rein künstlerischen Maßstäben gewertet wird.