Prominente in Italien - Anita Garibaldi
In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden in Italien zu ihren Ehren Medaillen geprägt. Bis es aber so weit war, hatte Giuditta Negri, vermählt mit dem Tenoristen Pasta, einen sehr dornigen Weg zurückzulegen.
Nach ihrer Ausbildung auf dem Mailänder Konservatorium waren ihre ersten Auftritte in Italien und Paris nur wenig erfolgreich, so daß sie sich zu neuen Studien entschloß.
Jetzt erst kamen ihre zweieinhalb Oktaven — vom g bis zum dreigestrichenen d — umfassende Stimme und ihr Darstellungstalent zur Entfaltung.
Vincenzo Bellini schrieb für sie seine „Somnambula" und „Norma" und Pacini seine „Niobe". Und doch war sie selbst in ihrer Blütezeit keine kunst- und schulgerechte Sängerin.
Sie glich gewisse Mängel durch die mitreißende Gewalt ihrer Stimme und die Wahrheit des Ausdrucks aus. Als sie 1819 nach ihrer Ausbildung bei Scappa in Venedig erneut debütierte, erregte sie eine wahre Sensation.
Vielbewundert waren ihr „Tancred", ihre „Desdemona" im Othello und die Rollen in Opern von Gluck, Rossini, Zingarelli und Meyerbeer. Als sie in der Saison von 1824 im Kingstheater mit Angelica Catalani und Isabella Colbrand-Rossini auftrat, bestand sie vollkommen gleichwertig neben diesen berühmten Primadonnen.
Ihre vollendetste Leistung war damals ihre „Semiramis". Der Charakter ihrer Stimme erlaubte es ihr, an ihrem Benefizabend in London (15. Mai 1828) im Othello den eifersüchtigen Mohren zu singen, während Henriette Sontag die Desdemona gestaltete.
Allmählich aber zeigte sich, daß die Mängel in der Kunstfertigkeit des Singens den Glanz und die Fülle der Stimme mehr und mehr schwinden ließen.
Sie war in Como geboren. In ihrer Villa am See erteilte sie bis zu ihrem Tode Unterricht im Kunstgesang.
|