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Prominente in Italien
  Giorgio de Chirico  
     


Giorgio de Chirico
1888-1978

CHRONOLOGIE
Giorgio de Chirico wurde als Sohn italienischer Eltern in Volos (Griechenland) geboren. 1906-1909 studierte er in Deutschland. Nach der Rückkehr nach Italien entwickelte er seine metaphysischen Bilder, in denen er zumeist von Menschen verlassene architektonische Kompositionen zeigte. Anfang der 1920er fahre vollzog er einen Richtungswechsel, kam aber zwischenzeitlich immer wieder zum metaphysischen Stil zurück.

Die Kindheit de Chiricos war von häufigen Ortswechseln bestimmt. Bereits als 12-Jähriger wurde er in der Malklasse des Polytechnikums in Athen unterrichtet und studierte später an der Kunstakademie in München.

Hier kam er erstmals mit den Werken von Alfred Böcklin und Max Klinger in Kontakt. Sie übten maßgeblichen Einfluss auf das Schaffen de Chiricos aus, der sich zu dieser Zeit auch intensiv mit den Werken der Philosophen Friedrich Nietzsche und Arthur Schopenhauer auseinander setzte.

„Ein unsterbliches Kunstwerk darf weder Vernunft noch Logik haben

ERSTE METAPHYSISCHE BILDER
1909 siedelte der junge Künstler nach Florenz über. Dort schuf er die ersten Bilder, in denen er die Dinge aus ihrer gewohnten Umgebung löste: In „Rätsel eines Herbstnachmittags" und „Rätsel eines Orakels" (beide um 1910) stehen die Figuren beziehungslos in fantastischen, verlassenen Architekturkulissen.

1911 ließ sich de Chirico in Paris nieder, wo er mit dem spanischen Künstler Pablo Picasso, den französischen Malern André Derain und Constantin Brancusi sowie mit dem französischen Dichter und Kritiker Guillaume Apollinaire zusammentraf.

Ab 1912/13 entstanden die für de Chirico so typischen Werke mit verlassenen Plätzen, Türmen und Arkaden, darunter „Melancholie eines schönen Tages" und „Der rote Turm" (beide 1913). Mit verschiedenen Perspektiven innerhalb eines Bildes sowie scheinbar endlosen Fluchten irritierte de Chirico traditionelle Sehgewohnheiten.

SCHULE DER PITTURA METAFISICA
1915 zog der Maler in das italienische Ferrara und konzentrierte sich nun auf die drei Motive Städte, metaphysische Interieurs und die „Mani-chini", gesichtslose Gliederpuppen.

Gemeinsam mit seinem Bruder Alberto Savinio und dem italienischen Futuristen Carlo Carra begründete de Chirico die Pittura metafisica: Sie ist eine Strömung, die den Stil der Surrealisten rund zehn Jahre vorwegnahm und bis zum Jahr 1920 andauerte.

Die Künstler verbanden reale und imaginäre Elemente, die untereinander keinen reellen Bezug mehr haben. Die künstlerische Fantasie wurde zum Bestandteil des Bildaufbaus. Ziel war es, „hinter die Dinge zu schauen" und die Schönheit der Materie zu zeigen. Durch den assoziativen Charakter der Werke entstanden traumähnliche Bilder in einer magisch-metaphysischen Stimmung.

RADIKALER STILWECHSEL
Überzeugt von der Unzulänglichkeit seiner Malerei, vollzog de Chirico ab 1919 einen radikalen Stilwechsel. In dieser Zeit begann er realistischer zu malen und richtete sich am akademischen Stil aus. Den Wendepunkt markierten u. a. die „Römischen Villen" (1921/22).

Nachdem seine metaphysischen Bilder in Europa durch mehrere Ausstellungen bekannt und bestimmend für die Surrealisten geworden waren, kehrte de Chirico kurzzeitig zu seinem früheren Stil zurück, wandte sich in den 1930er Jahren jedoch ganz von der Pittura metafisica ab. In Rom entstand sein so genanntes neobarockes Werk, in dem er u. a. mit Rubens-Kopien der Schönheit und Farbigkeit der alten Meister nachspürte und gleichzeitig die Moderne kritisierte.

In der letzten Phase seines Schaffens knüpfte er ab 1967 wieder an seine anfänglichen Bilderfindungen an und schuf „neometaphysische Gemälde", die er um neue Dimensionen erweiterte (z. B. „Orest und Pyla-des", 1969). 1978 starb er 90-jährig in Rom.

BEGRÜNDER DER METAPHYSISCHEN POESIE
In intensiver Auseinandersetzung mit der Philosophie Friedrich Nietzsches erarbeiteten sich de Chirico und sein Bruder Alberto Savinio die Grundlagen einer „nihilistischen Weltanschauung". Gemeinsam begründeten sie die Theorie einer „metaphysischen Poesie", die sich in Malerei, Literatur und Philosophie ausdrückt.

Danach ist die Welt der Dinge kein Universum von Formen, sondern von Bedeutungen. Aufgabe des Künstlers ist es, die Nicht-Sinnhaftigkeiten sichtbar zu machen, die hinter dem Schleier des Sichtbaren verborgen sind. Die alogische Kombination der Dinge dient dabei als Mittel, das Denken in eine traumartige Bildsprache zu verwandeln und damit poetische Momente hervorzurufen.