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Mantova Sehenswertes in Mantova

 

 

 

 

 

Mantova Die Basilika von St. Andreas und die heiligen Kelche

 

Geschichte und Symbolismus

Die Basilika
Die Basilika St. Andreas spielt eine wichtige Rolle in der religiösen Geschichte von Mantua: Parallel zur bürgerlichen, künstlerischen und wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt gewinnt Mantua auch als religiöser Sitz immer mehr an Bedeutung.

Die Ursache für das große In- und Ausländische Interesse war die Verehrung der Reliquie des Heiligen Blutes Christi, welche der Überlieferung nach vom römischen Soldaten Longino nach Mantua gebracht wurde.

Sie wurde von Päpsten und Kaisern verherrlicht, war über mehrere Jahrhunderte hindurch das Ziel von Pilgern jeden Standes und festigte den Glauben der Stadtbewohner.

Die Grundbedeutung der Reliquie wird folgendermaßen beschrieben: „Das Opfer ist Christus. Gott, der Erlöser der Menschheit ist mit uns."

Die Reliquie wurde anfänglich in Kapellen und Kirchen aufbewahrt und später während der Herrschaft der Gonzaga in die Basilika gebracht.

Der Bau der Basilika wurde nach einem Plan von Leon Battista Alberti begonnen und nach dessen Tod, im Jahre 1472, von Luca Fancelli bis 1490 fortgesetzt.

Erst im 18. Jahrhundert wurde die Basilika mit dem Bau der Kuppel von Filippo Juvara vollendet. Die Basilika mit dem Grundriss eines Kreuzes besteht aus einem Mittelschiff und zwei Querschiffen. Sie diente als Modell und Prototyp für viele spätere Kirchen.

Besonders bemerkenswert ist die Fassade, die sich aus einem Triumphbogen und einer klassischen Tempelfront zusammensetzt. Die Konstruktion weist große Ähnlichkeiten mit alten römischen Modellen auf, wie man an dem aus Stuckkassetten bestehenden Tonnengewölbe und dem majestätischen Innenraum erkennen kann.

Die ebenfalls aus Tonnengewölbe bestehenden Seitenkapellen wiederholen den Rhythmus der Fassade und verleihen dadurch einen Eindruck von Einheitlichkeit.

In der Basilika befindet sich das Grab des berühmten Malers Andreas Mantegna, der im Jahre 1506 in Mantua starb. Weitere dekorative und architektonisch wertvolle Kunstwerke wurden von Künstlern zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert erbaut, unter anderem von Giulio Romapo und seiner Schule, Antonio Maria Viani, Giorgio Anselmi und Felice Campi.

Zwei Seitenkapellen haben engen Bezug zur Reliquie: „Die Kapelle der unbefleckten Madonna" (die Zweite auf der linken Seite) und „Die Kapelle des heiligen Longino"(auch Boschetti genannt, die Dritte auf der rechten Seite).

Die erste Kapelle zeigt Bilder von Gottvater, den hl. Kelchen und Bilder des hl. Andreas und des hl. Longinos. Die zweite Kapelle enthält die Urne mit den Reliquien des hl. Longinos und zwei große Fresken (gestaltet von Giulio Romapo und seinen Gehilfen): die Sammlung des Blutes Christi während der Kreuzigung und die zweite Auffindung der Reliquie durch den hl. Andreas im Jahre 1048.

Diese Kapelle fasst in gewisser Hinsicht die religiöse Geschichte von Mantua zusammen. Bemerkenswert sind die symbolischen Bedeutungen der Kuppel, des darunter liegenden Oktogons und darunter die Krypta, die in Form eines griechischen Kreuzes aufgebaut ist und den Schrein mit den heiligen Kelchen beherbergt, welche das Blut Christi enthalten.

Die Pracht der Basilika zeigt die hohe Verehrung des heiligen Blutes. Der symbolische Schwerpunkt liegt im Kreuzpunktzwischen Schiff und Querschiff der Basilika. Hier liegen die Kuppel, das Oktogon und die Krypta auf einer senkrechten Linie. Der untere Teil der Kuppel ist mit den vier Evangelisten, den Überbringern des Wort Gottes, verziert.

Weiter oben in der Kuppel findet man Szenen der Lobpreisung und der Verehrung Gottes. In der Laterne der Kuppel ist der hl. Geist in Form einer Taube dargestellt und in der Spitze schließlich das Gottesreich.

Das darunter liegende Oktogon fügt weitere Symbole hinzu: Die acht Ecken stellen den achten Tag dar: Jener Tag nach den sieben Schöpfungstagen steht für die Vollendung des Werkes. Er steht für die Wiederauferstehung Christi zu Ostern, die Wiedergeburt und das ewige Leben.

Weiters erinnert die Nummer 8 an die acht Seligpreisungen (Evangelium nach Matthäus: 5,3-10). Auf der Basis des Opfertodes Christi und seinem hl. Blut wird uns dadurch eine neue Richtlinie angeboten unser Leben auf neue Art und Weise zu gestalten.

In der Mitte des Oktogons befindet sich ein heiliger nicht betretbarer Raum, der uns zur Überlegung und zur Meditation einlädt. Er enthält die lateinische Inschrift: „Procumbe viator hic pretium tuae redemptionis adorall – „Wirf dich nieder Pilger und bete hier für deine Erlösung"

Um die Inschrift findet man acht Medaillons: Vier davon stellen Engel mit traurigen und leidenden Gesichtern dar, weitere vier Medaillons symbolisieren die Zeichen der Leidenschaft:

1.) S.RQR (Senatus Populus Que Romanus) (als Zeichen für die römische, politische Macht Judäa)

2.) Die Säule der Geißelung mit Ruten und die Verlosung der Kleider Jesu

3.) Das heilige Gesicht, das sich mit dem Gesichtsabdruck auf dem Grabtuch von Turin und jenem der hl. Veronika von byzantinischer Herkunft deckt. Weiters der Schwamm, die Lanze und die Treppe der Aussage.

4.) Der Kelch, die Nägel und der Hammer für die Kreuzigung.

In der Krypta unter dem Oktogon befindet sich die achteckige Kapelle mit dem Altar, dem Schrein für die Kelche der Reliquie und dem Kreuz. Zwei Kopien der Kelche sind neben dem Kreuz ausgestellt. Das Kreuz steht auf einem kleinen Berg (Kalvarienberg). Auf den Armen des Kreuzes sind Weintrauben dargestellt, am Fuße des Berges sind Olivenzweige zu sehen: Die Olivenzweige symbolisieren das Königreich Christi mit seiner Zugehörigkeit zum königlichen Stamm Davids.

Wie die Könige von Israel, die bei der Krönung geweiht und mit Öl gesalbt wurden, ist auch Jesus der Messias, der Gesalbte des Herrn. Der Kalvarienberg deutet also nicht auf Folter, sondern auf Ruhm und Ehre hin.

Die Trauben sind Symbol der Fülle, aber auch Symbol der Hochzeitsbeziehung zwischen Christus und der Kirche. Die Trauben erinnern an den Wein der Hochzeit von Kanaa. Gott selbst bringt sich als Emmanuel (= der Gottmit-uns) in unser Leben ein, er ist der Bräutigam, der die Hochzeitsfreude bringt.

Diese Symbolik findet sich auch in der Apokalypse als Hochzeit des Lammes Gottes mit der Braut Kirche. Dieses Thema symbolisiert auch die Feier der Eucharistie, die ewige Hochzeits-Treue mit Christus, der uns zum Hochzeitsmahl einlädt.

Er erinnert aber auch an die christliche Ehe, in der Braut und Bräutigam als Spender des Sakramentes das Bündnis der Menschheit mit Gott ausdrücken. Von hier aus entsteht eine nach oben gerichtete Kraft, die uns noch einmal nach oben in die Kuppel führt.

Weitere Symbolkraft steckt in den Statuen, welche die Hoffnung und den Glauben darstellen (Schule von Canova, 1818). Die Statue der Hoffnung schaut nach oben in den Himmel zu den Versprechungen und lehnt sich an einen Anker.

Sie schaut in den Himmel, aber nicht auf eine visionäre Weise mit dem Kopf zwischen den Wolken. Im Unterschied zu solch einem allgemeinen, modernen Spiritualismus wird die christliche Hoffnung in einer unvergänglichen und konkreten Wirklichkeit verankert.

Sie ist am Kreuz Christi und seinem für uns vergossenen Blut festgemacht. Es fehlt die Statue der Liebe, da die Liebe Christus selbst ist, der sein Blut für uns hingegeben hat. Im hinteren Teil des Altars wird auf einer Bronzeplatte Jesus dargestellt, der Cireneus trifft. — Ein Werk von Giovanni Bellavite.

Darunter finden wir die Symbole der Leidenschaft, allerdings nur den Schwamm und die Lanze. Von hier aus wird der Schrein, der die heiligen Kelche enthält an bestimmten Tagen geöffnet: Die Urne wird nur am Karfreitag, im Rahmen einer eindrucksvollen Feier, geöffnet. Es sind verschiedene geistliche und bürgerliche Stadtautoritäten anwesend, die im Besitz der zwölf Schreinschlüssel sind, welche zur Öffnung notwendig sind.

Am Nachmittag dieses Festtages, der an den Kreuztod Jesu erinnert, werden die heiligen Kelche zur Verehrung in der Basilika ausgestellt und anschließend im Rahmen einer nächtlichen Prozession durch die Stadt geführt. An der feierlichen Zeremonie nehmen auch Autoritäten der deutschen Stadt Weingarten (Baden Württemberg) teil, die durch eine Partnerschaft mit Mantua verbunden ist, und in ihrem Benediktinerkloster einen Teil der gleichen Reliquie bewahrt.

In der Krypta (im späten 15. Jahrhundert von Viani geplant und im 18. Jahrhundert vervollständigt) sollte auch nach Plänen der Gonzaga, den Herzögen von Mantua, ein Mausoleum der Familie entstehen: Die Nischen, welche die Marmorstatuen enthalten hätten sollen, sind in einem für Särge vorgesehenen Raum noch sichtbar.

Am Ende des Querschiffes befinden sich oberhalb des Altars auf der linken Seite ein prächtiges Kreuz und ein Bild einer Gefäßreliquie in der Originalausgabe des Planes von Cellini. Seitlich des Altars sind zwei Wappen angebracht, welche die Familien der Gonzaga und jene der Medici darstellen. (Vicenzo Gonzaga und Ehefrau) Kehrt man wieder in die Basilika zurück, werden unsere Gedanken und der Blick unter der Kuppel wieder auf den Kernpunkt der Geschichte unserer Erlösung gebracht: Die Frohbotschaft, das Evangelium ermöglicht durch das Opfer des zustimmenden Sohnes von seinem eigenen Wort angekündigt, und möglich gemacht durch die notwendige, liebevolle Mitwirkung des hl. Geistes.

Hier wird der Plan der Dreieinigkeit aufgezeigt. Der Plan unserer Rettung, Erlösung von Schuld und Tod und die Anteilnahme der Menschheit am Reich der Verbundenheit und Liebe. Gott präsentiert sich uns in seiner Dreieinigkeit nicht als ein starrer, geschlossener monolithischer Gott, sondern als ein in sich strukturierter Gott, der eine offene, liebevolle Beziehung zur Menschheit anbietet.

Kurze Geschichte der heiligen Kelche
Die Überlieferung geht auf den römischen Soldaten Longino zurück, der mit seiner Lanze in die Brust Christi stach und die mit Blut getränkte Erde in einer Urne sammelte.

Diese Urne wurde von ihm später an jenen Ort gebracht, wo sich die heutige Stadt Mantua befindet. Longino starb als Märtyrer des Glaubens im Jahre 37 n. Chr. Um die heilige Reliquie zu schützen, wurde sie von ihm eingegraben und über viele Jahrhunderte hindurch nicht wieder gefunden.

Die erste Auffindung der Urne geschah nach durch einen Hinweis des hl. Andreas im Jahre 804. Der damalige Papst Leo III. (795-816) wurde vom Kaiser Karl dem Großen (768-814) um die Beglaubigung der Reliquie ersucht, und erteilte sie auch.

Ein kleiner Teil der Reliquie wurde anschließend Karl dem Großen geschenkt und zur königlichen Kapelle (Sainte Chapelle) gebracht. Nach einer von Vielen angenommenen Hypothese, wurde Mantua zur selben Zeit zum Bischofssitz erklärt und es wurde zu Ehren des Apostels Andreas eine kleine Kirche am Platz der Auffindung der Reliquie errichtet.

Die damals im Jahre 804 gegründete Diözese besteht bis zum heutigen Tag und feiert in diesem Jahr (2004) Jubiläum.

Im Jahre 923 sind die Ungarn in Mantua eingefallen und die Reliquie wurde abermals versteckt. Ein Teil davon wurde im Garten des damaligen Krankenhauses St. Andreas vergraben (oder im Gemüsegarten von dem zum Christus Blut eingeweihten Oratorium).

Ein anderer Teil wurde in der alten Kirche St. Paul versteckt, die sich nicht weit vom heutigen Dom (heutiges Seminar) befindet. Die Spur der Reliquie ging jedoch für weitere Jahrzehnte verloren. In der Zwischenzeit setzte sich in der Stadt die Herrschaft der Canossafamilie durch.

Im Jahre 1037 gründete der damalige Bischof von Mantua Itolfo ein Benediktinerkloster mit einer kleinen Kirche, von der bis heute weder Überreste noch Pläne gefunden wurden. Ein Seitenflügel des Klosters wurde jedoch erst vor kurzer Zeit im Stile des 15. Jhdt. restauriert und ist am heutigen L.B.Alberti Platz sichtbar.

Im Jahr 1048 wurden die Reliquie, sowie die Gebeine des hl. Longinos zum zweiten Mal in Anwesenheit von Beatrice von Canossa gefunden. Dieser Fund gab den Anlass die kleine bestehende Kirche St. Andreas zu erweitern und am Ort der Entdeckung die Krypta zu erbauen.

Von der zuvor bestehenden Kirche und Krypta blieb nichts erhalten; sie wurde jedoch 1500 nach einem Plan von Antonio Maria Viani wieder vollständig aufgebaut. 1053 bestätigte Papst Leone IX (1049-1054) die Beglaubigung der kostbaren Reliquie und ein kleiner Teil davon wurde ihm geschenkt und nach Rom gebracht.

Im Jahre 1055 kam Kaiser Enrico 111 (1039-1056) nach Mantua und erhielt einen weiteren Teil der Reliquie, der nach seinem Tod in den Besitz des Grafen Balduin von Flandern (1035-1067) gelangte.

Der Graf schenkte die Reliquie seinerTochter Judith, die später Welf IV, Herzog von Bayern heiratete. Im Jahre 1090 schenkte sie die Reliquie dem Kloster Weingarten.

Die damalige Verehrung des Blutes Christi verbindet bis heute die Stadt Weingarten mit der Stadt Mantua: Jedes Jahr findet am Freitag nach Christi Himmelfahrt („Blutfreitag") in Weingarten eine feierliche Prozession statt, bei der die Reliquie von einem Reiter, ein Benediktiner („Blutritter") getragen wird.

Dieser Prozession („Blutritt") folgen tausende Reiter und religiöse, sowie weltliche Autoritäten aus der Umgebung und der umliegenden Pfarren.

Im Jahre 1472 fing man mit dem Bau der heutigen Basilika St. Andreas an. Dabei wurde 1479 ein Teil der verlorenen Reliquie in St. Paul wieder gefunden. Die Reliquie wurde seit 1500 in den von Cellini entworfenen heiligen Kelchen aufbewahrt.

1848 wurden die Kelche von Österreichisch-Ungarischen Soldaten, die St.
Andreas belagerten, entwendet. Kaiser Franz Josef ließ die heutigen Kelche vom Goldschmidt Giovanni Bellezza fertig stellen. Die Teile der Reliquie, die in der St. Barbara Basilika und im Dom aufbewahrt waren, wurden wieder zurück gebracht.