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  Pasta - Historie  
     

Das Rätsel um den Ursprung der Nudel läßt sich noch schwieriger entwirren als eine Portion Spaghetti bei dem Versuch, sie gabelweise mit Anstand zum Munde zu führen.

Wahrscheinlich wurden die Nudeln, genauso wie das Brot, in grauer Vorzeit mit dem beginnenden Weizenanbau und der Herstellung von Mehl und Grieß gleichsam zwangsläufig erfunden. Kulturanthropologen gelangten zu der Vermutung, daß es schon vor dem Brot eine nudelähnliche Speise gab.

Sie wäre für ein primitives Volk viel einfacher zuzubereiten gewesen, da der Teig weder ein Triebmittel braucht noch gebacken werden muß. Fest steht jedenfalls, daß Nudeln seit langem als vielseitiges Grundnahrungsmittel bekannt sind.

Hier geht es hier nicht um die asiatischen oder die nord- und osteuropäischen Versionen dieser Speise, sondern um das, was die Italiener - und inzwischen die ganze Welt - unter dem Begriff »Pasta« kennen.

Um die oftmals ermüdenden Diskussionen über den Ursprung dieses Nahrungsmittels zu beenden, genügt die einfache Feststellung, daß die Italiener vielleicht nicht die Nudeln, bestimmt aber die Pasta erfunden haben.

Es gibt keine schriftlichen Beweise dafür, daß die Völker, die in der Antike die italienische Halbinsel bewohnten, Pasta in ihrer heutigen Form aßen. Verschiedenes deutet aber darauf hin, daß sie eine Speise herstellten, die zu Recht als historischer Vorläufer der Pasta gelten darf.

Den Anfang machten die Etrusker, die in den ersten Jahrhunderten des vorchristlichen Jahrtausends in Mittelitalien eine hochstehende Kultur entwickelten. Vor den Toren von Gerveteri, einer alten etruskischen Stadt nördlich von Rom, wurden zahlreiche unterirdische Grabkammern entdeckt. In einer von ihnen finden sich bemalte Stuckreliefs, die Szenen aus dem Alltagsleben zeigen.

Unter anderem sieht man Küchengeräte, etwa einen Wasserkrug, ein Brett mit erhöhtem Rand zum Mischen von Mehl und Wasser, ein Rollholz und ein gewelltes Teigrädchen ganz ähnlich dem, das man heute zum Schneiden von Ravioli nimmt.

Manche Historiker melden Vorbehalte an und weisen darauf hin, daß man mit diesen Gegenständen auch anderes als Pasta herstellen kann. Doch ist nicht von der Hand zu weisen, daß sie in Italien nun einmal am häufigsten für die Pastaherstellung verwendet werden.

Mir erschienenen Decamerone zeichnet er das Bild eines irdischen Paradieses voller Freuden, »wo ein Berg sei aus geriebenem Parmesan, auf dem die Leute nichts anderes täten, als Maccheroni und Ravioli in Kapaunbrühe zu kochen, und je mehr einer herausfischte, desto mehr konnte er davon essen«.

Wie bei der getrockneten Pasta erschienen die ersten richtigen Rezepte für frische Pasta in der Renaissance.

In seinem zuvor erwähnten Werk gibt Piatina eine Anleitung zur Herstellung von Nudeln:
Um den Teig zu bereiten, siebe man das Mehl gut, mische es mit Wasser und breite die Mischung auf einem Tische aus. Alsdann rolle man den Teig mit einem länglichen Stück polierteyi Holzes, wie es die Bäcker benutzen, aus.

Man ziehe ihn auseinander und schneide ihn zu in der Länge des kleinen Fingers oder eines Bandes. Zum Kochen gibt man diese in eine fette Brühe ... Aufgetischt werden sie mit Käse, Butter, Zucker und süßen Gewürzen.

Zeitgenössischen Aufzeichnungen zufolge waren Nudeln damals kein Essen des einfachen Volkes, sondern ein Luxus für eine kleine privilegierte Schicht. Wie Preiskontrollisten aus jener Zeit offenbaren, kosteten sie dreimal soviel wie Brot.

Zumindest bei getrockneter Pasta war dies teils darauf zurückzuführen, daß sie meist aus den Königreichen im Süden der italienischen Halbinsel eingeführt wurde und daher mit diversen Zöllen belegt war. So konnten nur der Adel und die begüterte Mittelschicht sie sich leisten, zumal sie mit Zucker und Gewürzen, ebenfalls teuren Importwaren, zubereitet wurde.

Im 17. Jahrhundert hatte die Pasta dann aber alle Klassenschranken überwunden. Ihre große Popularität zeigt sich unter anderem an der wachsenden Anzahl von Zünften, zu denen sich die Pastahersteller zum Schutz ihrer Produkte zusammenschlossen.

Ihr Bestreben war es, die Anzahl von Pastageschäften zu beschränken und die Brotbäcker daran zu hindern, ebenfalls Pasta herzustellen und zu verkaufen.

Erst um die Jahrhundertwende jedoch avancierte die Pasta zum Nationalgericht Italiens. Verschiedene historische Ereignisse hatten diese Entwicklung im Vorfeld begünstigt: die »Entdeckung« der Tomate, die weitgehende Vereinigung der italienischen Königreiche und Republiken zu einer Nation und schließlich die industrielle Revolution. Sie brachte Maschinen mit sich, die die Massenproduktion hochwertiger Pasta ermöglichten, und sie bewirkte, daß Süditaliener in Scharen in den industriellen Norden und in die Neue Welt abwanderten. Ihre Vorliebe für Pasta nahmen sie in die neue Heimat mit.

Neapel war das Zentrum der »Volksbewegung für die Pasta«. Noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war es Hauptstadt eines Königreiches, das die weitläufigen süditalienischen Provinzen und Sizilienumschloß. Hier wurde Hartweizen - grano duro - in großem Stil angebaut und zu Grieß für Pasta verarbeitet.

Obendrein erwies sich das Klima Neapels, geprägt von der Seeluft, den heißen Winden vom Vesuv und der Sonne, als ideal, um Pasta zu trocknen - langsam genug, um den Teig nicht spröde werden zu lassen, und doch so zügig, daß sich kein Schimmel bilden konnte. In jener Zeit säumten buchstäblich Hunderte von Geschäften, in denen Pasta hergestellt, verkauft, gekocht und manchmal auch serviert wurde, die Straßen und schmalen Gassen der Hauptstadt.

Dutzende berühmter Reisender haben diese malerische Szenerie in ihren Tagebüchern festgehalten. Auch in zahlreichen zeitgenössischen Skizzen, Zeichnungen, Stichen, Gemälden und sogar einigen Photographien der Jahrhundertwende ist sie dokumentiert.

Etwa zur gleichen Zeit trat die Pasta ihren Siegeszug über die Landesgrenzen hinaus und bis nach Übersee an. Dabei erfuhr sie manch seltsame Wandlung.

Seit dem 18. Jahrhundert brachten britische Italienreisende »macaroni« - das englische Wort bezeichnet ganz allgemein getrocknete Pasta - mit nach Hause, um sie dort mit reichlich Käse und Sahne oder auch in Eiercremes zu backen.

Alsbald erfuhr das Wort »macaroni« in der englischen Sprache eine Bedeutungserweiterung: Es wurde zum Spottnamen für jemanden, der eine offensichtliche Vorliebe für italienische Kleidung und Manieren an den Tag legte. Und wenn »Yankee Doodle« (in dem nordamerikanischen Lied aus dem 18. Jahrhundert) in die Stadt geht, darf an seiner Kappe die Feder nicht fehlen, die bei ihm »macaroni« heißt.

Schließlich wurden Männer mit geckenhafter Erscheinung als »macaroni« bezeichnet.

Thomas Jefferson entwickelte bei seinem Besuch in Neapel 1789 eine unverhohlene Schwäche für Pasta, die ihn veranlaßte, zwei Kisten davon zusammen mit einer »Makkaronimaschine« nach Hause schicken zu lassen.

Zehn Jahre später nahm in Philadelphia die erste Pastafabrik in der Neuen Welt erfolgreich ihren Betrieb auf. Doch erst um die letzte Jahrhundertwende konnte sich die Pasta einen festen Platz in der amerikanischen Küche erobern.

Damals emigrierten an die sechs Millionen Italiener, zumeist aus dem Süden des Landes, in die Vereinigten Staaten, wo sie bald Pasta herzustellen begannen.